Die Anhänger des FC Wohlen äussern sich zum Rückzug ihres Vereins aus der Nationalliga B und sehen die Gründe nicht nur bei den Auflagen des Verbandes.
Wir zitieren hier das Statement der Teilzeitfans Wohlen:
Hier gehts zum Original-Statement auf Facebook
The Future Is Unwritten –
Zum Rückzug des FC Wohlen aus dem Profifussball
Am 3. Januar 2018 hat der FC Wohlen bekannt gegeben, dass er sich Ende der Saison 2017/18 aus der Brack.ch Challenge League zurückziehen und keinen Lizenzantrag für die nächste Saison bei der SFL einreichen wird. Wir waren kurz überrascht, aber an sich nicht gross erstaunt. Die angespannte finanzielle Lage war allgemein bekannt und dieser Schritt scheint uns daher nur logisch. Nichtsdestotrotz wollen wir es uns nicht nehmen lassen, einige Gedanken dazu zu äussern.
Wir begrüssen den Entscheid des selbstgewählten Rückzuges aus folgenden Gründen: Mit der Bekanntgabe des Entscheids ein halbes Jahr vor Saisonende bleibt genug Zeit, um die Zukunft des FC Wohlen zu planen. Egal wie oder wo es nun sportlich weiter geht, ist die Zeit da, alle Vorkehrungen zu treffen, damit im Sommer mit neuem Elan sportlich wieder angegriffen werden kann. Auch die Spieler, Trainer und Mitarbeiter*innen haben so die Möglichkeit ihre Zukunft zu planen und müssen nicht von heute auf morgen vor die Türe gestellt werden, was bei einem finanziellen Kollaps der Fall gewesen wäre. Erst Recht ohne die Unterstützung eines potenten Investors. Alles in Allem hat man nun die Möglichkeit, eine Basis für eine gesunde Zukunft aufzubauen.
Als Grund für das Aus wurden vor allem die finanzielle Lage des Vereins und die Auflagen des Verbandes genannt. Man kann sicherlich über viele Auflagen seitens der SFL streiten. Ausschliesslich diese als Grund für das Aus heranzuziehen, scheint uns aber zu kurz gedacht. Die Auflagen, oder auch der Ligamodus, wurden so jahrelang praktisch von allen Vereinen widerstandslos mitgetragen. Ein Präsident, welcher im Nachhinein nicht einmal mehr weiss, wie er abgestimmt hat, trägt da auch eine Mitschuld. Bei Beschlüssen sind die Regeln für alle Vereine gleich und auch bei Auflagen bleibt meist genug Zeit für deren Umsetzung. Gescheitert ist der FC Wohlen daher vor allem daran, sich im Freiamt nicht als Spitzenfussballteam positionieren zu können. Daran, dass es für Firmen der Region zu wenig interessant war, sich als Partner beim FCW zu engagieren, dass es für die Bevölkerung zu wenig interessant war, regelmässig Spiele des FCW zu besuchen, dass der FCW kein aktiver, sozialer Teil der Bevölkerung mehr war – aber auch dafür, dass sich der FC Wohlen über all seine Jahre kaum weiterentwickelt hat und auch für Innovationen kaum aufgeschlossen war, trägt der Verband keine Schuld. Die Rahmenbedingungen waren bestimmt keine einfachen, aber Fehler hat man selbst auch zu genüge gemacht. Was nicht heissen soll, dass sich nicht viele Leute sehr für den Verein engagiert haben und versucht haben, diesen voranzubringen.
Die Strukturprobleme der Challenge League sind offensichtlich. Hier alle nicht sportlichen Abstiege der letzten Jahre nochmals zu erwähnen, scheint uns jedoch sinnlos. Veränderungen dürfen aber nicht vom Verband erwartet werden. Da müssen die Vereine schon selbst aktiv sein und ihre Rolle erkennen. Ohne neue Investoren können heutzutage maximal rund 15 Teams das Spiel des Profifussballs längerfristig mitspielen. Allen anderen bleibt der Traum der Super League wohl für immer verwehrt. Da gilt es Alternativen zu entwickeln und sich unter den «kleinen» Clubs mehr zu solidarisieren. Gemeinsam müssen sich die Vereine überlegen, wie in Zukunft (Profi-)Fussball unterhalb der Super League aussehen soll.
Nun gilt es die Zukunft in Angriff zu nehmen. Mit der Auflösung der AG liegt der Ball wieder direkt beim Verein und dessen Mitgliedern. So hat die Basis, welche auch die Profimannschaft über Jahre getragen hat, wieder mehr Verantwortung und Mitspracherecht. Es soll eine Chance sein, dass sich wieder ein aktives Vereinsleben bilden und der FC Wohlen wieder ein Verein des Dorfes werden kann. Diese Chance ist aber auch eine Herausforderung. Nun sind alle noch mehr gefordert! Und endlich zählt auch der alte Leitspruch des FC Wohlen wirklich einmal: «Zusammen sind wir stark!» Daher rufen wir alle auf, Vereinsmitglied beim FC Wohlen zu werden, damit der Verein zukünftig auf eine breite Basis setzen kann.
Wir freuen uns jetzt noch auf die Ehrenrunde. Darauf, nochmals etwas verloren im Stade de Genève zu stehen, bei den Derbys alles zu geben, der besten Musik in der Schützenwiese zu lauschen, eventuell noch eine sportliche Überraschung gegen einen «Grossen» zu feiern, über den Hohn anderer Fanszenen zu lachen und am Schluss noch ein letztes Mal ins Tessin zu fahren.
Für uns ist klar, dass der Rückzug kein Ende bedeutet. Es ist ein Neuanfang. Also auf zu neuen Taten! Es bleibt dabei: Yalla FC Wohlen!
Teilzeitfans Wohlen, Januar 2018